Was ist dieses Leben wert?

Wenn es niemanden gibt, bei dem man weinen kann, wenn man traurig ist?
Wenn keiner da ist, der einem Trost schenken kann, wenn man am Boden ist?
Wenn man in seiner Verzweiflung komplett alleine bleibt?

Was ist das für ein Leben?
Wie soll man Herausforderungen meistern, wachsen, sich ent-wickeln, wenn einem das menschlichste Grundbedürfnis nach Nähe und Sicherheit in den dunkelsten Zeiten (wir alle haben sie) von niemandem erfüllt wird?

Was ist dieses Leben wert, wenn man nur die guten Neuigkeiten teilen kann, weil alles andere zu viel und zu überfordernd ist?

Wie sollte man bitte nicht depressiv oder andersartig psychisch auffällig werden, wenn man mit seinen Bedürfnissen seit der Kindheit vollkommen auf sich alleine gestellt ist?

„Die Frage ist nicht, warum die Sucht? Die Frage ist, warum der Schmerz?“ Dr. Gabor Matè

Ich möchte mich weigern, mein Leben so weiterzuleben. Jedes mögliche Ziel zu dem ich mich hin entwickeln möchte, ist absolut wertlos wenn es keine Menschen auf meinem Weg gibt, von denen ich in den Arm genommen werde wenn ich es brauche.

Warum ist den Menschen, der Gesellschaft das nicht grundsätzlich bewusst? Dass emotionale Unterstützung das ALLERWICHTIGSTE im Leben ist.
Du bist nichts ohne das.

Würden das alle Patienten in einer psychiatrischen Diagnostik ehrlich gefragt:
„Haben Sie Menschen, bei denen Sie weinen können? Können Sie jemanden anrufen, wenn es Ihnen sehr schlecht geht und derjenige würde da sein? Tun Sie es auch?“
Man nennt es auch Verbindung.
Ich würde wetten dass der Großteil der Menschen mit psychischen Symptomen genau das eben nicht hat.
Ich möchte mich weigern, mein Leben so weiterzuleben. Jedes mögliche Ziel zu dem ich mich hinentwickeln möchte, ist absolut wertlos wenn es keine Menschen auf meinem Weg gibt, von denen ich in den Arm genommen werden kann wenn ich es brauche.

Warum ist den Menschen, der Gesellschaft das nicht grundsätzlich bewusst? Dass emotionale Unterstützung das ALLERWICHTIGSTE im Leben ist.
Du bist nichts ohne das.

Würden das alle Patienten in einer psychiatrischen Diagnostik ehrlich gefragt:
„Haben Sie Menschen, bei denen Sie weinen können? Können Sie jemanden anrufen, wenn es Ihnen sehr schlecht geht und derjenige würde da sein? Tun Sie es auch?“
Ich würde wetten dass der Großteil der Menschen mit psychischen Symptomen genau das eben nicht hat.
Wir reden immer über Symptome und Strategien dagegen, Ziele, Ressourcen, Skills. Hat alles seine Berechtigung.

Aber was fehlt den meisten Menschen denn wirklich?
Dass sie sich fallen lassen können und dabei aufgefangen werden.

Wir irrsinnig ist das, dass ich niemanden habe, bei dem ich weinen kann über „mein Päckchen“ was ich zu tragen habe?Als wäre nicht genau das das Wichtigste auf der Welt. Ich habe so viel zu betrauern und zu beklagen, ich breche unter dieser Last immer wieder zusammen und wundere mich warum!
Und es geht nicht darum, „darüber zu sprechen“ das habe ich unzählige Male mit Therapeuten und sonst wem getan.
Es geht um dieses menschliche Ur-Bedürfnis nach Weinen dürfen & können und dabei gehalten zu werden.

Was macht es mit mir, wenn ich jemanden weinen sehe? Ich möchte (zumindest wenn mir die Person nicht unangenehm ist) mich dazu setzen und eine Hand reichen. Ich möchte da sein. Es ist ein Reflex auf einen Menschen einzugehen, der am Boden liegt. Und ich will keine Fragen stellen in dem Moment, ich will einfach nur, dass die Person nicht alleine sein muss. Menschliche Nähe. Punkt.

Ich spalte die ganze Zeit aus Scham diese völlig natürlichen Bedürfnisse ab, obwohl ich immer wieder von ihnen überflutet werde.
Was für ein Leben! Nämlich in meinen Augen gar keins!

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MAMA (Bedürftigkeit)

Ich habe gestern ein Video gesehen in dem erklärt wurde, dass wir uns dann für unsere verschiedenen kindlichen Bedürfnisse schämen, wenn wir sie schon ganz früh als Kind verdrängen und abspalten mussten weil sie uns nicht ausreichend erfüllt wurden.
Es ist eine unglaublich schlimme Verletzung für ein Kind, wenn es emotional nicht liebevoll versorgt und in seiner Ganzheit angenommen wird.
Wenn die Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit, Geborgenheit und Halt nicht genügend erfüllt werden von den eigenen Eltern/dem Familiensystem.
Wir können diesen Schmerz, uns alleine gelassen zu fühlen in einem sehr frühen Alter nicht aushalten. Wenn wir ganz klein sind, empfinden wir es sogar Todesangst wenn keiner kommt und sich um uns kümmert.
Und je weniger uns bestimmte Bedürfnisse ausreichend beantwortet werden, desto mehr müssen wir uns von ihnen trennen, sie ins Unbewusste abschieben.
Weil es einfach zu überwältigend schmerzhaft ist für unseren ganzen Organismus, sie zu fühlen.
Gleichzeitig beginnen wir genau dann uns zu schämen, weil wir sie überhaupt haben.
Scham führt dazu, dass wir in unserem weiteren Leben versuchen werden, unsere abgelehnten Bedürfnisse unten zu halten, auf keinen Fall diese „Schwäche“ zuzulassen.
Denn genau dann würden wir unter dem Gefühl der Scham wieder mit den überwältigenden anderen Gefühle wie der Todesangst, Trauer und auch Wut in Kontakt kommen, die nach wie vor in unserem Nervensystem als Energien feststecken.
Die Sache ist nur die: Das Leben wird uns immer wieder in Situationen führen, in denen wir mit unserer Bedürftigkeit in Kontakt kommen werden.
Sei es durch psychische Erkrankungen oder auch durch körperliche Symptome, die es uns irgendwann unmöglich machen, unsere „menschliche Schwäche“ (die eigentlich unsere große Stärke ist) zu ignorieren.
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass wir auch auf der Welt sind, um zu heilen.
Um unsere schwer verletzten Anteile und auch teilweise die unseres Familiensystems (transgenerationales Trauma) zu heilen.
Wir können und dürfen ein Bewusstsein für unsere Verletzungen und unsere Verletzlichkeit entwickeln.

Viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft sind sehr lange vor diesem Bewusstsein, vor sich selbst weggelaufen.
Nie gab es mehr Möglichkeiten als heute, um sich selbst zu betäuben. Alleine schon durch die verschiedensten Arten der Technik, die uns zur Verfügung stehen.
Aber die Zeiten haben sich seit 2020 dennoch verändert, wir sind alle in Kontakt gekommen mit unseren existenziellen Gefühlen und Bedürfnissen.
Und auch wenn ein Großteil der Menschen ihre Emotionen rein auf die äußeren Umstände projiziert, so ist es meiner Beobachtung nach doch so, dass die eigenen verdrängten Ängste und andere abgespaltene Gefühle aus der Vergangenheit wieder hochgekommen sind, die schon lange verdrängt waren. Die äußere Situation hat sie getriggert, aber entstanden sind sie in dieser Heftigkeit viel viel früher.

Sie werden getriggert im und vom Leben, weil sie (weiter) heilen wollen.
Weil wir immer mehr zu unserer Ganzheit zurückfinden sollen.
Das ist meine Auffassung vom Leben.

Mir werden immer wieder meine Themen im Außen gespiegelt. Das ist wirklich interessant. Und schmerzhaft.

Ich wurde heute wieder daran erinnert, wie sehr ich meine Bedürftigkeit als Kind doch abspalten musste. Wie sehr ich mich ihrer schäme. Und wie krass es mich überwältigen kann im Hier & Jetzt.

Ich bekam eine Behandlung bei einer Heilpraktikerin. Und diese Frau hat etwas für mich sehr fürsorgliches, mütterliches an sich.
Sie war auf eine der Situation angemessene Art und Weise bemüht um mich, aber mich hat das total berührt.
Ich spürte sofort einen unglaublich großen Schmerz des kleinen Mädchens in mir, welches diese Art der Aufmerksamkeit wohl viel zu selten geschenkt bekommen hat.
Es machte mich irgendwie sprachlos und gleichzeitig habe ich meine Tränen unterdrückt.
Ich erlebte einen extrem starken inneren Kampf in mir, auf keinen Fall durfte meine Bedürftigkeit in dieser Situation sichtbar werden.
Gleichzeitig versuchte ich das alles anzunehmen, insbesondere die ehrliche Fürsorge die ich in dieser Situation bekam.
Natürlich konnte ich es kaum ertragen, diesen Schmerz zu fühlen.
Und es war irgendwie auch okay weil ich das ganze Wissen darüber hatte.
Ich versuchte die Verantwortung für meine Gefühle zu übernehmen und einfach mit mir zu sein so gut es mir eben in dieser Situation möglich war.
In gewisser Weise bin ich dankbar dass mir das heute so bewusst werden durfte.
Die ganzen Zusammenhänge.

Wie viel Kraft es wohl benötigt, diesen Schmerz seit frühester Kindheit permanent im System zu unterdrücken?

Wo war meine Mama, als ich sie gebraucht habe? Wo?

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Die Lüge, die ich für meine Wahrheit hielt:

Ich bin gerne alleine.
Das war bis vor kurzem meine Überzeugung.

Natürlich ist man als Mensch lieber mit sich selbst alleine, als mit anderen Menschen, die einen weder sehen und annehmen können so wie man in seiner wahren Essenz wirklich ist, noch einen dafür wertschätzen.
Natürlich ist man als Mensch lieber mit sich selbst alleine, als mit anderen Menschen, die einen unabsichtlich für ihre eigenen Bedürfisse benutzen, weil man ihnen nur dann gut tut.
Natürlich ist man als Mensch lieber mit sich selbst alleine, als mit anderen Menschen die einen immer wieder das Gefühl erleben lassen, dass Zusammen SEIN anstrengend ist.
Dass Kontakt und Nähe nur möglich wird, wenn man wichtige Anteile von sich selbst aufgibt, um den/die andere bloß nicht zu triggern, um dann selbst in seinen Schuldgefühlen getriggert und vernichtet zu werden.

In Beziehung zu sein bedeutete für mich, mich an das Nervensystem des anderen anzuschließen um so erspüren zu können, was der andere gerade (von mir) braucht. Völlig intuitiv passte ich mich meinem Gegenüber an und strengte mich unbewusst die ganze Zeit dafür an, auch ein kleines bisschen mit meinen Gefühlen da sein zu dürfen. Furchtbar kräftezehrend! Und absolut normal für einen bindungstraumatisierten Menschen, der nicht die Erfahrung machen konnte, dass sein reines SEIN ausreicht, um Zuwendung, Nähe und Geborgenheit zu bekommen, so wie es jeder Mensch verdient hat einfach nur wir SIND. Es ist unser Geburtsrecht, geliebt zu werden, ohne wenn und aber. Und „echte Liebe“ vermag das auch zu tun.
Aber wer das nicht genug oder gar nicht erfahren hat, der muss sich immer bemühen in jeglichen Beziehungen, sich selbst verleugnen, seine Bedürfnisse und Grenzen unterdrücken und so sein, wie er hofft, dass andere ihn haben wollen.
Natürlich ist es auf diese Art und Weise anstrengend, mit Menschen zusammen zu sein.
Wenn man die ganze Zeit Angst hat, verlassen zu werden weil der andere doch rausfindet, dass im Grunde ja falsch und fehlerhaft ist.
Diese Beziehungen bleiben ein Kraftakt und man sucht sich „Escape-Punkte“.

Ich habe so viele schöne und auch traurige Dinge in meinem Leben alleine gemacht und durchgestanden. So lange habe ich geglaubt, dass das okay für mich sei.
Dabei bin ich die meiste Zeit nur vor dem unendlichen Schmerz in mir weggelaufen dass es keinen Menschen in meinem Leben gab, mit dem ich wirkliche Tiefe hätte erleben können.
Immer wenn ich es mal ausprobiert habe, Unternehmungen zu machen mit anderen, war es meist ebenso anstrengend wie der grundsätzliche Kontakt mit ihnen. Aber auch das wollte ich mir nicht eingestehen, es musste ja an mir liegen dass ich so komisch fühle.
Ich hielt viel zu lange an Menschen fest, von denen ich immer deutliche spürte, dass ich weder zu ihnen noch sie wirklich zu mir passten.
Also war es doch noch am „schönsten“, das meiste im Leben alleine zu machen.
Weil ich halt gerne alleine bin und das auch sehr gut mit mir kann.
Dinge alleine zu genießen.
Und das stimmt auch, ich kann das.

Aber ich weiß nicht mehr, inwieweit ich vieles wirklich in seiner Ganzheit genießen konnte, war ich doch eigentlich immer mit dem chronischen Schmerz des „Alleinseinmüssens“ identifiziert.
Manchmal so schlimm, dass es mich einfach nur unendlich traurig und wütend machte, wenn andere Menschen mir auch nur entgegenkamen.
Einfach nur weil sie da waren. Weil es sie gab und weil es mich gab. Das tat mir weh.
Ich wusste, ich müsste mich anstrengen, um sie zu erreichen.
Mich bemühen, nett sein, freundlich.
Aber niemand war einfach nur so da weil er es wollte, für mich, weil ich ein Mensch bin.

Eigentlich suchte ich die ganze Zeit nur Wege, diese extrem schmerzhafte Wunde für ein paar Momente meines Tages mal nicht spüren zu müssen.
Ich verwechselte innere Abgetrenntheit mit unabhängig sein von anderen.

Jetzt erst, ganz allmählich werde ich mir dieser Fehlannahme bewusst.
Wie sehr mich meine Verhaltensweisen blockiert haben, um den Schmerz in meinem Leben zu vermeiden.
An wieviel Stellen ich nicht zu meinem Bedürfnis nach Nähe gestanden habe und anderen meine Verletzlichkeit nicht gezeigt habe.
Und entsprechend meiner Prägung habe ich immer wieder Menschen angezogen oder mich von ihnen angezogen gefühlt, die mir widergespiegelt haben, dass ich alleine tatsächlich besser dran bin als mit ihnen.
Ich konnte ja gar nichts anderes annehmen/empfangen als Ablehnung für die Facetten an mir, die ich mir selbst verboten habe weil sie meine Scham- und Schuldgefühle triggern.

Selbst Raum einnehmen mit meinen Wünschen, Vorstellungen und Grenzen?
Unmöglich, viel zu gefährlich, denn dafür werde ich verurteilt und abgelehnt!
Fragt sich nur, von welchen Menschen?
Nämlich von denen, die damit nicht umgehen können, dass ich so bin wie ich bin.
Von denen, denen ich es immer einfach gemacht habe im Umgang weil ich mich ihnen angepasst und unsichtbar gemacht haben mit dem, was sie an mir überfordert hätte.
Weil ich es energetisch gespürt habe.
Und ich habe Recht behalten, als ich es dann doch ausprobierte.
Es waren keine unrealistischen Befürchtungen in meinem Kopf, diese Beziehungen lebten von der Dynamik, dass ich mich kleiner machte um dem anderen genügend Raum zu geben.
Das lag in MEINER Verantwortung, aber das war mir damals noch überhaupt nicht bewusst.
Weil es meine erlernte Traumaüberlebensstrategie war.

Heute weiß ich, dass diese vermeintliche Wahrheit über mich nicht stimmt und ich vermutlich die meiste Zeit eher das Gegenteil von gerne alleine bin.
Ich kann es dann genießen, wenn ich weiß dass es sich in absehbarer Zeit auch wieder verändert und vertrauensvolle Nähe mit anderen spüren darf.
Der aktuelle Knackpunkt ist nur, dass ich dieses Wissen gerade noch nicht habe, die Aussicht auf regelmäßige vertrauensvolle Nähe mit anderen.
Ich bin immer noch die Verdurstende in der Wüste, die sich auf jeden Krümel (oder Schluck) stürzt, der ihr hingeworfen wird.

Und nein, das ist nicht mehr okay für mich.
Ich muss nicht dankbar dafür sein, wenn Menschen mit mir Zeit verbringen wollen.
Ich muss nicht in unendlicher Dankbarkeit zerfließen, wenn ich um Hilfe bitte und sie wird mir gegeben.
Weil ich es so wie jeder andere Menschen auch verdient habe, andere Menschen zu haben, die mich gerne in ihrem Leben haben wollen und die dafür auch die Kapazitäten haben.
Menschen, bei denen es von beiden Seiten aus „klickt“ weil man auf einer Ebene ist.
Wo niemand darum betteln muss, gesehen zu werden oder eigene Bedürfnisse zu äußern.
Menschen, mit denen es eine gemeinsame Basis gibt, die es ermöglicht trotz Unterschiedlichkeit füreinander da zu sein.
Wir alle brauchen diese Art von verlässlichen Beziehungen im Leben.
Ich fühle heute, dass das kein utopisches Ideal sein kann sondern dass das die Basics sind für ein erfülltes Leben. Um sich als Mensch entfalten zu können.



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Was ist, wenn nie etwas falsch war mit meiner Bedürftigkeit?

Ich bin so geprägt, dass ich mich schon sehr früh dafür geschämt habe andere Menschen in irgendeiner Weise zu brauchen.
Ich wollte alles alleine schaffen, ich wollte niemandem zeigen, dass ich Unterstützung oder gar Hilfe benötige.
Weil meine ureigenste Erfahrung war, dass sowieso niemand kommt und für mich da ist.
Ich bin zu viel, ich will viel zu viel, meine Sehnsucht nach Nähe ist viel zu viel.

Interessanterweise habe ich auch in Therapien gesagt bekommen, dass mir niemand außer ich mir selbst das geben könne, was mir meine Eltern nicht gegeben haben.
Und einerseits stimmt das. Andererseits hat es mich aber auch darin bestärkt, mein Bedürnis nach Verbindung und Zusammensein mit anderen weiterhin von mir abzuspalten.

Es gibt die kindliche Bedürfigkeit nach bedingungsloser Liebe meiner Eltern, die mich so sehr schmerzt und wütend macht, weil sie mir nie in ausreichendem Maße erfüllt wurde.
Es gibt aber auch das völlig gesunde und natürliche menschliche Bedürfnis, in einem liebevollen, wertschätzenden Umfeld leben zu wollen, in dem man angenommen und gesehen wird für den Menschen, der man im Kern ist.
Austausch, Kontakt, Kommunikation, Nähe auf eine Art und Weise, bei der die Grenzen von den jeweiligen Menschen geachtet werden und bei der sich jederzeit auch Veränderungen in der Beziehung ergeben können.
Wo eben nicht dieser Wunsch nach symbiotischer Verschmelzung miteinander die Intention ist, sondern wo es darum geht, auf Augenhöhe sich selbst und den anderen kennenzulernen.
Miteinander zu wachsen, füreinander da zu sein unter Achtung der eigenen Grenzen und der des anderen.
Kontakt um sich zu spiegeln, sich entwickeln zu können.
Beziehungen, in denen Abgrenzung möglich ist um dann wieder einen Raum entstehen zu lassen, um miteinander zu sein.

Ich konnte diese zwei Formen von Bedürfnis lange nicht voneinander unterscheiden. Ich war zu sehr von meiner kindlichen Not getrieben, dass mir doch endlich jemand diesen Schmerz im Außen nehmen sollte.
Und gleichzeitig habe ich nicht erkennen können, dass mein Wunsch nach gesundem Kontakt total menschlich und wertvoll ist.
Dass es sehr natürlich ist, sich nach Nähe mit anderen Menschen zu sehnen.

Vor einigen Monaten hatte ich meiner damaligen Therapeutin davon erzählt. Und es hat mich sehr getroffen dass sie mir sagte, ich könne das was ich mir wünsche, niemals im Außen finden. Ich habe gespürt, dass ich ihr den Unterschied zwischen diesen 2 „Polen“ nicht verständlich machen konnte. Zu dem Zeitpunkt konnte ich es noch nicht genug differenzieren.
Und ich dachte mal wieder, dass ich also weiterhin mit mir alleine bleiben müsste. Aber gefühlt habe ich, dass das gar nicht sein kann.
Dass das was ich da fühle, dieses Bedürfnis richtig ist.
Und dass es nur möglich ist, es im Außen zu finden.
Natürlich ist die Vorrausetzung immer, dass ich bei jedem Kontakt so gut wie möglich mit mir selbst in Verbindung sein kann um zu fühlen, was ich situativ wirklich brauche. Alles andere wäre ja nur wieder der Versuch mit dem Nervensystem des anderen zu verschmelzen.

Seit ich diesen Unterschied für mich besser ausmachen kann, merke ich, wie unglaublich groß mein Schmerz darüber ist, dass ich mein Leben lang Schuld- und Schamgefühle für dieses vollkommen menschliche Bedürfnis nach Verbindung hatte.

Und ich denke, dass wir gesellschaftlich auch dahingehend sehr geprägt sind, möglichst individualistisch und für uns alleine „auszuhalten“, zu kämpfen, uns durchzubeißen etc.
Weichheit, Schwach sein, um Kontakt zu bitten wenn es einem schlecht geht, ist verpönt.
Das zementiert diese Haltung in uns selber.

Ich bin froh, dass ich die ersten Schritte raus aus dieser Härte gegen mich selbst gehen kann. Dass ich fühle, ich muss es eben nicht alleine machen. Es ist völlig unmenschlich, die ganze Zeit als Einzelkämpfer durchs Leben gehen zu müssen.

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Was ich mir wünsche: Ein nicht-digitales Leben

Ich bin es so satt: Meine sozialen Kontakte hauptsächlich übers Handy zu führen! Ewiges hin und her schreiben oder lange Sprachnachrichten schicken statt sich persönlich sehen und gemeinsam Zeit verbringen zu können.
Lange Zeit habe ich es für normal gehalten, das es so ist. Das Handy als Kommunikationsmittel Nr. 1 ist nicht mehr wegzudenken in unserer Gesellschaft. Und natürlich ist es eine tolle Bereicherung, online in Kontakt bleiben zu können mit seinen Liebsten!
Aber was ist, wenn man aufgrund seiner traumatischen Vergangenheit nie gelernt, echte Nähe zu Menschen aufzubauen, Bindungen zuzulassen und deswegen ausschließlich die Welt des Internet als Ersatz für das echte Sein mit Menschen benutzt?
Schon lange spüre ich, dass das einfach nicht die Lösung sein kann.
Wir Menschen brauchen andere Menschen von denen wir uns wohl, gesehen und angenommen fühlen und zwar physisch, in Präsenz, nicht vor einem Bildschirm.
Wie weh das tut, dies nichtmal im Ansatz erlebt zu haben, können sich die meisten Leute wohl nicht vorstellen.
Man nennt es auch Soziale Isolation.
Es ist einer dieser Zustände, die man nicht begreifen kann, wenn man sie nicht erlebt hat.
Ich bin so aufgewachsen.
Mit einer psychisch erkrankten Mutter, die nie sehen wollte, dass sie erkrankt ist und dringend Hilfe gebraucht hätte. Dafür hatte sie ja mich. Damit ich ihr „helfe“.
Mir haben so viele positive soziale Interaktionen, das Sein mit anderen Menschen gefehlt. Ich habe gelernt, die anderen sind gefährlich für mich sobald ich ich selbst bin. Weil ich ja tief in meinem Kern falsch bin und alles tun muss, um dies zu verbergen. Nur wenn ich so bin, wie mich die anderen haben wollen, dann kann ich ein bisschen mit ihnen zusammen sein. Diese permanente Anstrengung hat dazu geführt, dass ich gelernt habe, ich muss mich entweder selbst aufgeben um mit anderen in Kontakt sein zu können oder ich bin halt alleine, isoliert.
Dadurch habe ich nie tiefere, reale Beziehungen zu Menschen eingehen können. Nur aus der Ferne. Übers Handy, übers Internet.
Jahrelang habe ich meine Zeit beispielsweise auf Twitter verbracht und dort einige liebe Menschen kennengelernt. Aber wie dieses Medium es natürlich mitbringt, bleibt eine räumliche Distanz. Und das hat sehr gut zu meinem Überlebensmuster gepasst.
Mittlerweile lerne ich immer mal wieder Menschen in meiner Stadt, vor Ort kennen. Ich bin offen und hatte auch so einige positive, schöne Begegnungen.
Aber es ist unheimlich schwer für mich, mit fast Mitte 30 Menschen zu treffen, die überhaupt den Space haben für neue Beziehungen. Sich nun ein neues reales Netzwerk aufzubauen, wo man vorher keins hatte, ist für mich harte Arbeit.
Und es ist extrem verführerisch in dieser heutigen Zeit, dann doch nur Sprachnachrichten und Texte zu schicken, obwohl sich eigentlich beide Menschen reale Treffen wünschen.
Jeder hat in seinem Leben nur begrenzt Platz für einen sehr engen, ausgewählten Kreis an Herzmenschen, mit denen man regelmäßigen Kontakt im Alltag pflegen kann.
Und gerade in einer Lebensphase in der die meisten Menschen in meinem Alter Familie gegründet haben, ist einfach kaum Platz für Neues, was ich total verstehen kann.
Dann gibt es noch die Menschen, die vielleicht ähnlich „destruktive“ Beziehungsmuster erlernt haben wie ich und sich einerseits auch Nähe wünschen, andererseits große Angst davor haben und sie vermeiden. Von diesen Leuten habe ich in den letzten 2 Jahren wirklich genug kennengelernt. Das Problem war nur dass sie sich in der Regel nicht bewusst darüber sind, dass sie Nähe letztendlich vermeiden und dementsprechend auch nicht daran arbeiten wollen und können. Das zeigt sich dann darin, dass Verabredungen ständig abgesagt werden und gleichzeitig ganz viel extrem Persönliches übers Handy kommuniziert werden möchte, immer mit der Option „Bald treffen wir uns ja auch endlich mal wieder“. Nur leider kommt es dann kaum mehr zu diesem „Bald“.

Ich weiß sehr gut, dass die äußere Situation immer auch ein Spiegel der inneren ist. Und ich habe mich sehr viel damit auseinandergesetzt.
Ich habe gespürt, dass ich mir für mich, für mein Leben etwas ganz anderes wünsche.
Auch wenn ich es so noch nie erlebt habe, möchte ich etwas ändern.
Ich weiß nicht wie das sein muss, aber ich wünsche es mir von Herzen.
Dass die Kommunikation online nur eine Ergänzung zu einem erfüllten Leben offline wird.
Ich weiß, dass ich die Nähe real zu Menschen sehr lange nicht aushalten konnte.
Weil mein Nervensystem andere Menschen als schlimme Bedrohung erlebt hat.
Aber ich spüre auch dass es für mich ganz eindeutig darum geht, zu heilen und wieder sein zu können in Beziehungen.
Andere Menschen haben vielleicht andere, große Lebensziele. Für sie ist es normal, Nähe und Unterstützung erleben zu können, um so ihre Träume verwirklichen zu können.
Für mich ist es meine größte Entwicklungsaufgabe in meinem Leben, von dem Punkt von dem ich komme, gesunde Nähe und Bindung mit anderen erleben zu können.
Natürlich zuallerst immer auch mit mir selbst, aber dadurch dann mit anderen.
Und da bin ich auf meinem Weg jetzt sehr deutlich an einen Punkt gekommen, an dem ich Platz schaffen möchte für dieses neue Sein.
Und die ständige Option mich übers Handy zu verbinden, schmerzt mich gerade einfach nur.
Ich denke dass es einigen anderen Menschen auch so geht, vielleicht ohne dass sie es merken.
Wir suchen online meiner Meinung nach sehr viel, was wir offline so nicht erleben können. Und dadurch dass wir online ein ganz kleines bisschen davon bekommen können, verführt es dazu, die reale Leere als solche gar nicht mehr wahrnehmen zu können.
Es muss nicht so sein, aber ich denke es gibt eine Menge Menschen, bei denen es so ist.
Und ich meine das nicht als generelle Kritik am Internet oder den Medien, ich meine damit nur, dass es zu einem Traumaüberlebensmuster passen kann, Schmerz und echte Nähe dauerhaft zu versuchen zu vermeiden.
Da muss ich bei mir leider sagen, dass es zutrifft.
Und dass ich daran arbeite, mich mehr auf echte Nähe einzulassen und die Kommunikation auf persönliche Kontakte zu verlagern.
Die Lücke dazwischen auszuhalten ist wahnsinnig schwer. Denn ich kenne es wirklich nicht, eine reale Zuflucht zu haben. Und es reicht einfach nicht aus, nur mit sich selbst zu sein. Für mich nicht.


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Was bleibt übrig?

Es beschäftigt mich seit einiger Zeit.
Ich will mit diesem Beitrag mal genauer hinschauen und die Dinge ein bisschen auseinanderdividieren.

Es geht um folgende Situation:
Eine Dynamik innerhalb eines Kontaktes ändert sich auf eine Art und Weise, die mich spüren lässt, dass die Beziehung einfach nicht mehr stimmig für mich ist. Nicht mehr so. Über einen längeren Zeitraum baut sich eine große innere Distanz zu diesem Menschen auf, an dem ich vorher festgehalten habe.
Ich spüre auch den Prozess der inneren Entfremdung, aber da ich mich leider sehr lange für mein Empfinden verurteile und die Beziehung auf keinen Fall gefährden will, verdränge ich diese Wahrnehmung immer wieder.

Ich glaube es geht eigentlich darum dass mir ein bestimmtes Trauma-Muster bewusst wird, welches ich und diese Person gemeinsam miteinander bedienen. Eine Dynamik die sich stark verfestigt hat im Kontakt, mit der ich mich aber nach und nach immer unwohler fühle. Irgendwann kann und will ich sie nicht mehr aufrecht erhalten.
Ich habe, wenn das passiert ist versucht, mit der Person darüber in Kommunikation zu gehen. Aber es hat leider fast nie dazu geführt, dass die Person meine Sichtweise und meinen Wunsch etwas an der Beziehung zu verändern, nachvollziehen konnte. Für sie war ja alles gut, also kann man einfach so weitermachen.
Und genau dieses Unverständnis hat dann zu meiner weiteren inneren Entfremdung geführt. Wogegen ich mich gewehrt habe. Wofür ich mich total schuldig gefühlt habe. Weswegen ich an mir gezweifelt habe.

Vielleicht mal ein Beispiel:

Aufgrund meiner Verletzungen habe ich gelernt dass ich nur Bindung bekomme, wenn ich versuche die andere Person zu retten. Ganz viel Raum geben, Hochempathisch sein, Bestätigung, Mitleiden, mich selbst nahezu komplett auflösen um der anderen Person ein Gefühl von bedingungsloser Annahme zu suggerieren (die nie bedingungslos ist).
Ich kann mit dem Nervensystem von anderen Menschen verschmelzen um ihnen dann unter größter Anstrengung das zu geben, was sie in dem Moment vermeintlich brauchen.

Auch wenn ich mich mit den Jahren intuitiv immer weniger von Menschen angezogen fühle, die extrem bedürftig und darüber unbewusst sind (d.h. keine Verantwortung dafür übernehmen werden), gab es doch in verschiedenen Ausprägungen leider immer mal Kontakte, die für mich aufgrund meiner eigenen Aufopferung doch anstrengender waren, als ich es lange selbst spüren konnte.
Ich fühlte mich durch die Bestätigung der anderen in der Beziehung sicher weil ich ja die Einzige war, die „so verständnisvoll und empathisch“ zur Seite stand. Mein Selbstwert war von diesen Verhaltensweisen abhängig.
Ich konnte mich hinter dieser Rolle verstecken um selbst nur wenig Raum einnehmen zu müssen. Denn die Scham über meine eigene Bedürftigkeit, meine Wünsche an die Beziehung war viel zu groß, als dass ich damit auch nur selbst konfrontiert werden wollte.
Dass ich mir insgeheim wünschte, auch gesehen und wertgeschätzt zu werden für den Menschen der ich in meiner Essenz bin und nicht nur für mein verzweifeltes Überlebensmuster „Mich verantwortlich fühlen und zurücknehmen“, davon wusste ich selbst sehr lange nichts.

Es gibt noch weitere Trauma-Muster, die ich leider reinszeniere.
Was für mich so schwierig ist, ist der Prozess in dem ich merke, ich fühle mich mit der jeweiligen Person kaum noch verbunden.
Irgendwie ist es erschreckend dass mein Trauma-Muster dann etwas für mich gewesen ist, was unseren Kontakt elementar ausgemacht zu haben scheint.

Ich möchte die Menschen ja überhaupt nicht aus meinem Leben streichen, ich halte sogar sehr lange an ihnen fest, aber für sie ist es so, als beende ich aus heiterem Himmel den Kontakt.
Und für mich ist es ein langer Prozess in dem ich versuche, einen anderen Raum mit ihnen entstehen zu lassen. Aber sie können einfach nicht sehen, was denn eigentlich mein Problem ist. Ich kann es nicht begreifbar machen.

Mich erschreckt dieses Gefühl der „plötzlichen“ Entfremdung.
Und wenn dann am Ende so wenig Verbindung übrigt bleibt, fühle ich mich dermaßen schlecht und schuldig.
„Wie kann ich nur so kalt sein und kein tieferes Interesse mehr an dem Menschen haben?“ frage ich mich.
Vielleicht ist es die Verletzung des sich nicht Gesehen und Verstanden-Fühlens über einen sehr langen Zeitraum oder der Schmerz darüber, dass ich mir selbst so oft weh getan habe in dem Kontakt, meine Grenzen immer wieder überschritt, weil die andere Person dies unbewusst auch für natürlich hielt weil sie es ja gar nicht mehr merken konnte aus ihrem eigenen Muster heraus.

Mir macht es Angst, wenn nicht mehr viel übrig bleibt von meiner Verbindung zu diesem Menschen. Wenn ich merke, ich möchte einfach nicht mehr.
Ich fühle mich sehr egoistisch damit, aber gleichzeitig kann ich nicht in Kontakt bleiben, wenn es sich so gar nicht mehr stimmig anfühlt.

Und manchmal denke ich, dass durch die Integration von Trauma-Mustern manche Beziehungen leider einfach ihre Grundlage verlieren. Obwohl dieser Gedank weh tut.

Gerade erlebe ich diese Situation:
Ich möchte dass da noch etwas bleibt für eine neue Basis, für ein anderes Miteinander sein. Aber ich kann es einfach (noch) nicht fühlen. Mein Wunsch ist Distanz. Das lässt mich traurig und mit Schuldgefühlen zurück.

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Wut auf Fernsehen + Internet + Essen

Eine ganz besondere Form der Wut.

Fernsehen und Essen war das Einzige, was mich als Kind in den Schlaf „begleitet“ hat.
In meiner tiefen Traurigkeit und Verzweiflung war TV gucken und sich dabei mit Essen betäuben die einzige Strategie die ich von meiner Mutter erlernt habe, um den Schmerz irgendwie auszuhalten.
Die Welt fand hinter der Glasscheibe statt.
Meine Mutter und ich waren paralysiert über Stunden, Abende, hochgerechnet auf meine ganze Kindheit und Jugend.
Wir betäubten uns und schauten den anderen Menschen beim Leben zu.
Wir bauten Beziehungen auf zu den Serienfiguren die wir mochten, als seien es unsere Sozialkontakte, die uns im echten Leben so sehr fehlten.
Fernsehen gucken war heillig für meine Mutter! Und dadurch auch sehr früh für mich.
In Kombination mit Essen bestellen beim Lieferservice oder Fastfood holen vom Imbiss oder die Süßigkeiten, die uns ein bisschen die Ohnmacht als tiefes Lebensgefühl vergessen ließen.
Es war der einzige Raum den wir beide hatten miteinander, in dem die Sorgen die uns sonst niederdrückten, für ein paar Stunden keinen zutritt hatten.
Ich fühle bis heute ein Gefühl von Geborgenheit wenn ich an bestimmte Serien denke, die ich mit meiner Mutter anschaute.
Und es bricht mir das Herz, dass das wirklich alles war, was wir miteinander hatten. Bis zum Schluss.

Erst rückblickend ist mir klar geworden, dass meine Mutter immer andere Erwachsene damit „beauftragt“ hatte, mit mir Ausflüge zu machen und Dinge zu unternehmen.
Sei es schwimmen gehen, eine Stadt besuchen, den Freizeitpark oder die Kirmes, die ich so sehr liebte.
Oder den Zirkus der in der Stadt war oder als ich begann, mich für Theater zu interessieren.
Das machten – wenn überhaupt – meine Tanten oder die Nachbarn mit mir, sie nahmen mich mit.
Meine Mutter hatte immer Argumente die dagegen sprachen, sich auf meine kindlichen Bedürfnisse und Wünsche einlassen zu können.
Ich habe kaum Erinnerungen an gemeinsame Aktivitäten mit ihr, es gab sie tatsächlich einfach fast nie.
Aber Fernsehen gucken, das ging, jeden Abend bis spät. Obwohl ich noch sehr jung war damals, Grundschülerin und auch schon früher im Kindergartenalter.
Ihre Serien haben wir geschaut, die dann auch meine wurden.
Absolut kein kindgerechtes Fernsehen, aber ich war so froh überhaupt einen Bereich mit meiner Mama zu haben, in dem es eine trügerischere Form von Leichtigkeit gab für uns beide.
Aber auch nur, weil die Schwere betäubt wurde. Da war sie trotzdem. Aber man kann dagegen anessen. Bis alles schön weich wird innerlich.

Später kam das Internet hinzu, in dem ich dann als Jugendliche immer mehr alleine verschwand.
Bis heute habe ich ein Problem mit meinem Konsumverhalten von TV, Internet und Essen.
Es ist auf einer alten Ebene immer noch alles was ich habe.
Das macht mich so wütend, dass ich mich nur runterregulieren kann durch dieses schädliche Verhalten, was mir überhaupt nicht mehr die Entspannung und Geborgenheit gibt, die es mir als Kind gegeben hat.
Es funktioniert schon lange nicht mehr richtig.
Mein Suchtgedächnis sagt mir aber genau das Gegenteil.
Ich will das Alte loslassen, aber ich kann nicht.

Und ich bin so wütend weil ich kein gesundes Verhältnis zum TV, Internet und Essen habe.
„Ich will mein Leben zurück!“ denke ich.
Dann fälllt mir auf, dass es gar kein „zurück“ oder „davor“ gibt.
Ich habe die Kontrolle über die Realität an diese Objekte verloren.
Weil kein realer Mensch da war, als ich zu 100 % Schutz, Nähe und Bindung gebraucht hätte.
Stattdessen habe ich genau wie meine Mutter versucht, die Bindung und Nähe über die Figuren im Fernsehen zu bekommen.
Wie furchtbar traurig ist das?
Leider gibt es keinen Ersatz für echte Nähe. Besonders nicht wenn man ein Kind ist.

Ich liebe dieses Gefühl von Betäubung durch Essen und TV/Internet bis heute.
Dieses sich „stumpf machen“ und dann endlich einschlafen können vor Erschöpfung.
Aber mit echter Nähe und Geborgenheit hat das rein gar nichts zu tun.
Es ist nur alles an „Regulierungsfähigkeit“ was ich in meiner Kindheit gelernt habe.
Ohne das wäre ich nicht mehr am Leben, es war alles was ich hatte.


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Wiederholungszwang?

Kann es sein, dass wir Menschen eigentlich permanent unsere frühesten Kindheitserfahrungen beim Thema Bindung wiederholen?
Zumindest so lange bis wir nicht an den Verletzungen aus dieser Zeit aktiv arbeiten?
Wenn wir heilen konnten (vermutlich niemals komplett aber zu gewissen Teilen), dann müssen wir nicht mehr reinszenieren?
Ich komme darauf weil ich mich lange gefragt habe, warum die Menschen die ich kenne zwar auch Probleme mit Nähe und Distanz sowie Abgrenzung und Äußerung von Bedürfnissen in ihren Beziehungen haben, aber sie haben im Gegensatz zu mir zumindest die Möglichkeit, sich mehr einzulassen.
Partnerschaften eingehen, längere Zeitspannen verbringen mit vertrauten Menschen. Das kann ich beides überhaupt nicht.
Ich könnte nicht mal mehr für 1 Wochenende mit jemandem zusammensein. War mal möglich, aktuell ausgeschlossen.
Mit jemandem eine Wohnung teilen (WG) absoluter Horror (letzter Versuch 2020, bin schreiend geflüchtet).
Weil es mich so stresst mit Menschen zusammenzusein.
Und ich habe eine andere Seite, die das alles sehr gerne erleben und einfach tun möchte.
Aber darum geht es in diesem Text gar nicht so sehr.

Ich fragte mich, warum ich oft noch glaube dass die anderen es so viel besser auf die Reihe bekommen als ich, warum ich rein objektiv so viel mehr versage als alle anderen Menschen die ich kenne.
Und dann habe ich mir andere Beziehungsmuster aus meiner Perspektive nochmal genauer angeschaut und erkannt, dass diese Leute auch struggeln.
Dass sie möglicherweise genau wie ich viel Schmerzhafte wiederholen, was sie so kennenlernen mussten als Kinder.
Der Unterschied ist nicht, dass bei ihnen im Gegensatz zu mir mehr Weiterentwicklung stattgefunden hat und ich einfach nur aufhörlich immer wieder versage, der Unterschied ist, dass sie ein kleines bisschen mehr positivere Bindungserfahrungen machen konnten. Und dennoch hat jeder seine Verletzungen, die ihm nichtmal bewusst sind, wo es gar keine Dringlichkeit gibt, sie überhaupt anzuschauen.
Ich glaube mittlerweile dass sehr sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft einfach nur gut darin sind, vor sich selbst wegzulaufen.
Sich abzulenken von dem Schmerz und der Leere in ihnen.
Weil das gesellschaftlich anerkannt und gewünscht ist.
Von Außen betrachtet führen sie vielleicht ein angenehmes Leben.

Aber es ist alles andere als selbstverständlich dass wir uns und unsere Beziehungsverletzungen überhaupt bemerken, anschauen, unsere Bedürfnisse ernst nehmen und sie äußern.
Das bringt immer Konflikte im Außen mit sich.
Diesen Weg gehen die Menschen nicht einfach automatisch, denn er kann schmerzhaft und streckenweise sehr einsam sein. Zu sich zu stehen und die Beziehungen die man führt zu hinterfragen, wer tut das schon, wenn es doch auch so irgendwie läuft?
Die Angst als Erwachsener vor Verlust der engsten Bindungspersonen ist riesig weil es uns mit dem Anteil in Kontakt bringt, der als hilfloses, abhängiges Kind verlassen wurde. Mit Verlassen werden meine ich auch, abgelehnt zu werden, mit Liebesentzug bestraft zu werden etc.

Ich würde von mir sagen, dass in meiner Kindheit sehr destruktive Anteile entstanden sind. Manchmal denke ich sogar, dass es Täterintrojekte sind (ohne dass es sich dabei um sex. Missbrauch handelte).
Etwas in mir, will mich zerstören.
Etwas in mir, will dass ich mich nicht bewegen.
Nicht rausgehe.
Nicht aktiv werde, um Hilfe bitte etc.
Dieser Teil ist damit zufrieden, mir wehzutun durch die Trennung vom Rest der Welt.
Es erscheint mir wie eine internalisierte Beziehungserfahrung, die sehr massiv war.
Sie hat die größte Kraft über mich und mein Leben.
Obwohl die Person die dafür verantwortlich ist, schon lange tot ist.
Aber es lebt weiter in mir, leider.
Und es ist sehr existenziell, mit Worten kaum zu greifen.
Es ist ein Wiederholungszwang.
Und genauso erlebe ich mit Menschen im Außen immer wieder ähnliche Dynamiken, bei denen ich mch frage, ob das nicht jeder Mensch so erfährt?
Eben nicht so dysfunkional wie ich, die sich überhaupt nicht auf Nähe einlassen kann, aber schon so dass jeder sich in seinen eigenen Glaubenssätzen wieder bestätigt. Umstände und Menschen in sein Leben „zieht“ (nicht esoterisch gemeint) die ihnen wieder konfrontieren mit den kindlichen, verletzten Anteilen.
Denn auch umgekehrt beobachte ich bei Menschen die ich für gut emotional reguliert und mit sich selbst verbunden halte, dass sie sich eben in ihren positiv gemachten Erfahrungen selbst bestätigen, durch das Vertrauen welches sie in sich und das Leben gewinnen konnten.

Und wenn man dann das eine Leben mit dem anderen Leben vergleicht, weil man letztendlich selbst einen solch extremen Leidensdruck empfindet könnte man auch die Perspektive einnehmen, dass es für jeden Menschen eine Meisterleistung ist, sich überhaupt mich sich selbst auseinanderzusetzen.
Das kaum tun zu können, ist auch ein Überlebensmechanismus.

Wenn ich davon ausgehe, dass wir im Außen ständig wiederholen was wir innerlich gelernt haben, dann ist es für mich einfach verdammt beschissen gelaufen als Kind.
Die anderen sind nicht besser als ich und ich bin auch nicht schlechter als sie, weil ich die größten Schwierigkeiten mit menschlicher Nähe habe, sondern jeder ist nur mit seinen ganz eigenen Prägungen ins Erwachsenenleben gestartet.

Theoretisch bedeutet Leben für mich, dass es unzählig viele Möglichkeiten, Chancen und Wege gibt für einen Menschen.
Es kann alles passieren, nichts ist festgeschrieben.
Es findet immer Entwicklung statt, wir können uns gar nicht komplett dagegen verwehren.
Möge sie noch so klein sein, aber sie findet statt.
Es können großartige Dinge und die größten Tragödien passieren, aus dem Nichts.
Unser Verstand begrenzt uns nur bei diesen Überlegungen.
Alles was in uns angelegt ist, kann sich vollenden.
Wenn ich jetzt aber von meiner Traumarealitätsbrille (meine erlebten Verletzungen) auf mein Leben schaue, ist es genau das Gegenteil.
Ich sehe meine Beschränkungen. Dass es sich nie ändern wird weil ich falsch bin. Weil ich schuldig und schlecht bin. Egal welche Anstrengungen ich auch unternehme, am Ende bin ich machtlos. Ich werde es nicht schaffen und alles was ich geschafft habe, ist nichts im Vergleich zu dem, mit dem ich gescheitert bin.
Meine Traumarealität verfolgt mich. Die Last ist erdrückend.
Und ich kann auf einer Ebene nicht daran glaube, dass es sich zum Positiven wenden wird. Weil es das leider nie getan hat, als ich ein Kind war. Es war und es blieb vollkommen aussichtslos für mich. Das lebt in mir weiter.

Ich habe bisher keinen Raum gefunden in dieser Welt, an dem diese Gefühle einen Platz hatten.
Man muss diese Wahrheiten aushalten und mittragen können, ich behaupte, das können selbst die wenigsten Therapeuten.
Wenn ich darüber nachdenke wird mir klar, dass ich mich auch bei meiner letzten Therapeutin mit diesem Themen nicht gesehen und sicher gefühlt habe. Sie sagte mir immer wieder, dass andere Menschen ja auch solche Gefühle kennen würden und ich spüren lernen sollte, dass ich damit nicht alleine bin.
Ich glaube das auch, aber mir geht es nicht darum zu spüren, dass andere diese Gefühle auch haben. Das ist an zweiter Stelle hilfreich. An erster Stelle würde ich mir wünschen, dass jemand präsent mit mir bleibt wenn ich diese Dinge äußere, ohne dass es relativiert wird.

Ich fühle mich in mir drin so tief hoffnungslos (ein Teil von mir), und immer wieder wenn ich mit ihm identifiziert bin, dann muss ich die schlimmen Dinge wiederholen, die mir angetan wurden. Dann bin ich mein eigenes Gefängnis und das Wissen darüber hilft mir auch nicht weiter.

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Ich hab ja mich.

Mein Blick galt schon sehr lange den Menschen, die ich für vermeintlich glücklich gehalten habe.
Zumindest erfüllte es mich schon immer mit einer unheimlich großen Sehnsucht, wenn ich Freunde erlebt habe, die sowohl Familie als auch einen intakten Freundes- und Bekanntenkreis hatten.
Menschen, die sich auf ihre Familie verlassen konnten in Not, die unterstützt wurden bei Problemen, die einen Anker hatten in schweren und auch guten Zeiten.
Die ihr Glück teilen konnten, ihre Erfolge, ihre Entwicklungen.
Wie schön muss das sein, wenn man sich verbunden fühlt mit der eigenen Familie?
Wenn man Freunde hat, die für einen da sind.
Die man regelmäßig trifft und mit denen man den Alltag teilen kann.
Ich weiß tatsächlich nicht, wie sich das anfühlen muss.
Allerdings wurde mir in letzter Zeit immer bewusster, dass dieses vermeintliche Glück für die betreffenden Personen vielleicht gar kein so großes sein muss.
Erstmal halten viele Menschen die Familie für etwas, was eben so da ist. Man kennt es ja nicht anders, man wurde dort hineingeboren.
Aber gerade weil man sich die Familie nicht ausgesucht hat und emotional sowie physisch von ihnen abhängig war, konnte man diesen Menschen als Kind natürlich auch nicht auf Augenhöhe begegnen.
Man musste sich in irgendeiner Form anpassen.
Und wir wissen alle, dass es in jeder Form von Gemeinschaft Konflikte gibt.
Ganz besonders in denen, die man sich nicht freiwillig aussuchen kann.
Familie ist zwar da, ja, aber die Frage ist doch, wie sehr fühlt man sich wirklich gesehen und angenommen von diesen Menschen, mit denen man sich die DNA teilt?
Welche Seiten von sich kann und darf man nicht zeigen, wo muss man lügen um die anderen nicht zu verletzen?
Welche Triggerpunkte versucht man zu umschiffen und wieviel Kraft kann das kosten?
Ich glaube mittlerweile dass es verdammt wenige Familien gibt die es schaffen, dass alle Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen können.
Und damit meine ich vor allem, dass die Kinder auf einer Ebene aus ihrer Rolle entwachsen dürfen und ehrlich mitteilen können, wie sich früher gefühlt haben, was sie heute brauchen und sich wünschen (ohne dass es erfüllt werden muss, jeder ist nun selbst für sich alleine verantwortlich).
Dass ein Raum entsteht für die Wahrheiten aller Familienmitglieder, egal wie bitter diese auch manchmal sein mögen.
Ein wirkliches Zuhören und Präsent sein füreinander.
In jeder Familie passieren automatisch emotionale Verletzungen.
Das ergibt sich aus der Abhängigkeit der Kinder von ihren Eltern.
Auch die Verantwortung die die Eltern tragen müssen, obwohl sie ihre eigenen Verletzungen noch nicht verarbeitet haben, beeinflusst ihren Blick und ihr Verhalten gegenüber ihren Kindern.

Nur weil man aus der eigenen Familie schlecht entkommen kann („Blut ist dicker als Wasser“) bedeutet das noch lange nicht, dass eine tiefe, aufrichtige Verbindung zu den Verwandten besteht.
Auch wenn es von Außen so aussehen mag.
Wie oft handelt es sich in Wahrheit um ungelöste Abhängigkeitsverhältnisse aufgrund Traumadynamiken, die sich bis in den Tod hinein wiederholen weil sie nicht hinterfragt werden dürfen?
Die bedingungslose Liebe der Erwachsenen um die viele Menschen nach wie vor kämpfen weil sie sie eben nicht bekommen haben, wie oft ist dass eigentlich der Leim, der die Verwandtschaft zusammenenhält?

Ich war immer neidisch weil ich davon ausging, dass die anderen diesen familären Zusammenhalt hatten, der mir noch heute so sehr fehlt.
Aber wie oft habe ich erfahren dass genau die Leute die ich beneidete nicht ehrlich sein konnten gegenüber ihren nächsten Angehörigen.
Dass sie sich nicht gesehen und in eine bestimmte Ecke gedrängt fühlten, wie sie laut ihren Verwandten sein sollten.
Wie viele Erwartungen werden aufeinander projiziert innerhalb von Familien?
Wie oft geht es darum dass die heimliche Erwartung aneinander ist, der andere mögen einen emotional retten? Dasselbe gilt natürlich für Partnerschaften.

Alleine in meiner Familie gibt es so unglaublich viele nicht geklärte Konflikte der Tanten und Onkel untereinander, die seit Jahrzehnten hinter dem Rücken des anderen immer wieder aufgewärmt werden, um bei der nächsten Familienfeier dem anderen ins Gesicht zu lächeln.
Man wird nicht akzeptiert wie man ist, es gibt überhaupt keinen Raum dafür, sich ehrlich zeigen zu dürfen. Über Gefühle spricht man natürlich schon mal gar nicht.

In den ersten Lebensjahren erlernen wir unsere Beziehungsmuster die sich dann in den Bindungen außerhalb unserer Familie zeigen.
Die einen sind überangepasst, andere rebellieren gerne oder geben den Ton an, müssen immer die Kontrolle über alles und jeden haben.
Wieder andere machen sich abhängig von ihren Partnern und Freunden, hauptsache nicht alleine sein. Oder hauptsache (in der Tiefe) immer autonom bleiben.
Das Gute ist, dass wir außerhalb unserer Familie auf jeden Fall immer die Möglichkeit haben, uns in unseren Beziehungen weiterzuentwickeln und es meistens auch unbewusst so oder so tun.

Da komme ich dann zum zweiten Punkt meines Neidfaktors:
Menschen, die ein soziales Netzwerk um sich haben, bestehend aus Freunden und Bekannten.
Wer kann von Außen eigentlich erkennen, wie tief diese Verbindungen wirklich gehen?
Ich glaube daran, dass wir anderen Menschen nur so tief begegnen können, wie wir uns selbst begegnen können.
Können wir uns selbst den Raum geben für unsere „unangenehmen“ Gefühle und Seiten oder müssen wir sie verdrängen und abspalten?
Ich kann Menschen nicht in der Tiefe begegnen, wenn ich die meiste Zeit vor mir selbst auf der Flucht bin.
Natürlich kann man jemand sein, der leicht Kontakte knüpft und sehr gesellig ist.
Aber woher weiß ich, ob diese Person sich wirklich verletzlich zeigen kann oder eben auch nur aus einer erlernten Fassade heraus agiert?
Besonders die Menschen die gut im Funktionieren sind, sind gesellschaftlich anerkannt.
Aber das sagt noch nichts darüber aus, ob die Menschen sich selbst überhaupt spüren können und auf welcher Ebene sie mit anderen in Kontakt stehen.
Es gibt sicher Menschen die nur wenige Bindungen wollen weil sie darin einen tiefen Austausch erleben der ausreicht. Es ist ja auch eine Frage der emotionalen und zeitlichen Kapazitäten.
Und es gibt auch Menschen die sehr gut mit sich selbst sein können und dadurch überall schnell Anschluss finden, weil sie ausstrahlen dass sie fein mit sich sind.

Ich glaube je mehr man eine Sicherheit in sich selbst findet und je besser man zu seinen Bedürfnissen und Grenzen stehen kann, desto leichter kann man auch Tiefe mit anderen erleben.
Weil man eine gewisse Unabhängigkeit davon hat, von jedem gemocht zu werden.
Doch ich vermute, dass den meisten Menschen eben genau das schwer fällt. Zu sich selbst zu stehen und zwar immer wieder neu, ohne an alten Überlebensmechanismen haften zu bleiben.

Laut und dominant sein, den Ton und die Richtung vorgeben, leise und überangepasst, den anderen retten wollen und immer für alle da sein, das wären solche Muster die mir einfallen.

Für mich ist es irgendwie ein Gewinn jetzt etwas anders über dieses Thema zu denken.
Ich merke dass es mir selbst sehr schwer fällt, Menschen in der Tiefe zu begegnen weil ich zu mir selbst auch nicht so stehen kann, wie ich es möchte.
Meine Bedürfnisse zu formulieren und Grenzen zu setzen, Mission: Impossible.
Und dementsprechend verschließen sich auch andere mir gegenüber.
Ich fühle, dass es mir wirklich Schwierigkeiten bereitet, langfristige Bindungen aufzubauen.
Viele Kontakte brechen ab, oft durch den anderen, was sehr schmerzhaft ist.
Aber auch ich kann mich nicht gut einlassen in der Tiefe und beende Beziehungen.
Das was ich immer über mich dachte, dass Menschen mir so viel von sich anvertrauen, war nur meine frühere Rolle, das war nie auf Augenhöhe. Ich habe meinem Gegenüber den ganzen Raum gegeben, damit ich selbst keinen einnehmen konnte. Ich habe mich gut und sicher damit gefühlt die Geheimnisse der anderen zu kennen. Aber wo war ich?
Seitdem ich dieses Muster nicht mehr bediene, fühlen sich diese Menschen auch nicht mehr von mir angezogen.
Meine Sicherheit, dass ich diejenige bin der man ganz viel anvertraut, ist weg.
Und jetzt kommt erstmal nicht mehr sehr viel von anderen habe ich den Eindruck.
Weil von mir eben auch nicht viel kommt, ich melde mich zwar, aber ich zeige Vieles nicht.
Weil ich nicht kann.

Unter all diesen Gedanken liegt meine tiefe Sehnsucht nach Gemeinschaft verschüttet.
Der Schmerz darüber, nie eine gehabt zu haben.
Und dann kam mir in den letzten Tagen aber auch immer mal wieder der Gedanke „Ich hab ja mich.“
Und zwar nicht auf eine beschwichtigende Art und Weise im Sinne von „Du brauchst keine anderen Menschen, sei dir selbst genug.“
Sondern wenn ich Dinge tun will, habe ich mich.
Ich wurde zu oft allein gelassen, genau deswegen kann ich mich nicht selbst immer wieder aufs Neue verlassen.
Ich bin überhaupt nicht unabhängig von diesem Gemeinschaftsding.
Ich will das auch haben.
Aber erstmal, da wo alles beginnt, bin ich selbst.
Es gibt keinen bestimmten Menschen den ich noch emotional brauche, außer mich selbst.
Und die anderen, die zu mir passen, die müssen dann kommen.
Ich muss mich nicht mehr passend machen.

(Sorry, falls Rechtschreibfehler enthalten wie immer :))



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Nicht Funktionieren können

Meine Beobachtung ist, dass eine unheimlich große Angst in den allermeisten Menschen unserer Gesellschaft wohnt, die im Kern darin besteht, nicht mehr zu funktionieren.
Nicht mehr mithalten zu können.
Anhalten zu müssen weil nichts mehr geht.
Weil das einen Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge haben könnte.
Wir sind nur dann gut, wenn wir leisten können.
Etwas beitragen, sonst haben wir kein Lebensrecht.
Wir kämen mit uns selbst in Kontakt, wenn plötzlich das Funktionieren nicht mehr möglich wäre.
Das Bild eines guten Menschen besteht doch immer irgendwie daraus, dass er aktiv etwas Positives beiträgt mit seinem Handeln.
Wertvoll bist du, wenn du produktiv bist.
Kleinste Kinder müssen schon gefördert werden, damit aus ihnen später mal was wird.
Denn was wäre, wenn sie nicht gut genug sind, um Geld zu verdienen und Erfolg zu haben?
Wer will solche Menschen denn haben? Was soll man damit?
Wie kann man sich denn dem Leistungsgedanken verweigern?
Was ist da bloß schief gelaufen?
Du kannst doch nicht ernsthaft denken, dass deine bloße Existenz ausreichend ist, um respekt- und liebevoll behandelt zu werden?!
Da musst du schon was für tun!

Das sind alles so Gedanken, die ich im Laufe meines Lebens aufgesogen habe. Sie diffundieren durch jede Pore in unserer Gesellschaft.
Die meisten versuchen mitzuhalten. Einige schaffen es von Anfang an nicht oder kapitulieren irgendwann. Und wenn sie nicht klar zu erkennen geben, dass sie daran arbeiten, (wieder) ins Funktionieren zu kommen, ist ihnen das Unverständnis, die Wut, der Zorn und die Verurteilung unserer Gesellschaft aber sowas von sicher wie das Amen in der Kirche.

Ich stehe auf der Seite, auf der keiner stehen will.
Ich möchte so gerne Leistung erbringen, aber ich schaffe es nicht (mehr).
Mein ganzes System weigert sich.
Vielleicht muss ich sagen, dass ein Teil von mir totale Sehnsucht danach hat, etwas zu leisten. Und zwar etwas, was mich wirklich erfüllen würde. Ich hätte die Möglichkeit und die Freiheit dazu. Aber ich schaffe es dennoch nicht.
Denn der andere Teil oder vielleicht auch die Anteile in mir, die sich aus unterschiedlichen Gründen komplett verweigern, die erreiche ich nicht.
Und je mehr ich mir vor Augen führe, dass ich MUSS und dass ich auch WILL, desto kleiner wird mein Handlungsspielraum.
Die meisten Menschen können sich, so glaube ich, irgendwann doch noch disziplinieren das Nötigste zu tun um nicht rauszufallen aus dem sozialen Netz.
Ich nicht. Ich kann das nicht.
Weil ich so sehr verletzt wurde, dass der Widerstand gegen jede Erwartung zu groß ist, um ihn nochmal brechen zu können.
Ich kann nicht mehr weglaufen vor dem Nicht funktionieren können.

Und ich glaube die einzige Antwort darauf kann nur sein:
Liebevolle Annahme. Ohne Erwartungshaltung.
Abgrenzung von allen Urteilen die es gibt. In mir und im Außen.

Dahinter steht doch die Frage:
Bin ich geliebt wenn ich einfach nur da bin?
Bin ich geliebt für mein reines Sein?
Und zwar von mir selber, nicht von den anderen.

Damit bin ich gerade in einem Prozess, der sehr tief geht.
Ich darf aufhören im Außen nach Beweisen zu suchen die mir bestätigen sollen, dass ich angenommen werde trotz meiner „Leistungsunfähigkeit“.
Oder Beweise die mir immer wieder bestätigen, dass ich abgelehnt werde.
Ich kann nur in mir finden, wonach ich mich so sehr sehne, was mir leider als Kind verwehrt geblieben ist:
Bedingungslose Liebe für mein Sein.
Nicht mehr und nicht weniger.



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